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Der PTA-Blog

Senior Berater Dr. Albert Hurtz im Interview

"Es geht darum, mit den Menschen die Fähigkeiten, die in Zukunft benötigt werden, zu entdecken, zu entwickeln und sinnvoll einzusetzen."

Welches sind Deine Tätigkeitsschwerpunkte in der PTA?

Alles (lacht). Es gibt fast nichts von dem, was die PTA anbietet, das ich nicht mache. Das ist wirklich das gesamte Spektrum. In meinen Kundenprojekten ist der größte Anteil die Unternehmensentwicklung. Es geht darum, Unternehmen weiterzuentwickeln und die Veränderungsbedarfe entsprechend anzupassen. Ein wichtiger Schwerpunkt ist auch die Führungskräfteentwicklung, vor allem durch Coachingmaßnahmen, insbesondere für die Geschäftsführung und Bereichsleitung. Dazu gehört auch immer die Arbeit an dem Reifegrad.

Ich verfolge das Motto: Stärken stärken, Schwächen schwächen. Es ist viel schwerer, Schwächen zu schwächen als Stärken zu stärken. Die Frage ist immer, wo der jeweilige Mensch seine Schwächen hat und wo seine Stärken sind. Wie kann der Einzelne eingesetzt werden, damit seine Stärken in der Organisation bestmöglich zum Tragen kommen? Das ist für mich ein fundamentaler Punkt, der auch viel mit dem Thema Transformation zu tun hat. Denn in Phasen der Transformation werden oftmals Fähigkeiten von Menschen verlangt, die bisher nicht abgefragt worden sind und wo bisher auch keiner hingeguckt hat. Meistens erlebe ich aber, dass es diese Fähigkeiten in der Organisation gibt, sie wurden bisher nur nicht “entdeckt” und entsprechend genutzt. Deshalb geht es darum, mit den Menschen diese Fähigkeiten, die in Zukunft benötigt werden, zu entdecken, zu entwickeln und sinnvoll einzusetzen.

Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit ist es, die horizontale Integration in Unternehmen zu verbessern. Es gibt viele Unternehmen mit einem ausgeprägten Abteilungsdenken, in denen immer versucht wird, die Abteilungsinteressen durchzusetzen – ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob das, was man da tut für das Gesamtinteresse eben auch gut und passend ist.

Was bedeutet Transformation für Dich in Deiner täglichen Arbeit?

Ein großer Teil meiner täglichen Arbeit hat mit Transformation zu tun. Unternehmensentwicklung bedeutet ja Lösungen zu finden, die künftigen Aufgaben bestmöglich zu bewältigen. Und das bedeutet über Strukturen und Prozesse nachzudenken. Es geht darum, das Wissen in die Organisation zu bringen, zu steuern und den Menschen die Angst zu nehmen. Und hinter all den Punkten steht explizit das Thema: Wie können wir den Reifegrad dieser Unternehmen erhöhen, damit die Menschen fähig werden, die Anforderungen der Zukunft zu bewältigen? Auch das hat in einem sehr hohen Maße etwas mit Transformation zu tun. Es reicht ja eben nicht nur, die Strukturen und Prozesse anzupassen, man muss auch die Köpfe der Menschen erreichen.

Transformation hat immer auch etwas mit Kommunikation zu tun. Ich sehe es als eine wesentliche Aufgabe, mit allen möglichen Menschen, mit denen ich da zu tun habe, zu sprechen und wahrzunehmen, womit sie sich schwertun. Und da glaube ich, dass ich ein großes Talent dafür habe diese Dinge sehr schnell zu erkennen und so anzusprechen, dass bei den Kollegen kein Widerstand entsteht. So, dass wir anfangen können uns mit den Widerständen auseinanderzusetzen und ein Stück abzubauen.

Wie sieht unsere Arbeitswelt in fünf Jahren aus?

Es wird immer mehr Flexibilität gefordert. Man legt sich nicht mehr nur auf eine Aufgabe oder Rolle fest, der Einsatz der Menschen wird deutlich situativer werden. Das bedeutet für die Menschen aber, dass sie sehr viel mehr Variabilität brauchen, dass sie erkennen müssen, welche Rolle sie einnehmen müssen, um in dem Moment erfolgreich zu sein. Damit tun die Unternehmen sich extrem schwer. Gerade Personen, die seit Jahren in der Bereichsleitung oder Geschäftsführung sind, kommen kaum aus ihrer eingeräumten Rolle heraus. Es wird aber einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für Unternehmen sein zu erkennen: In welcher Situation sind wir jetzt? Welche Anforderungen gibt es? Wie können wir das bewältigen? Und wer muss jetzt was tun? und zwar im Sinne von: Wer kann seine Stärken optimal einsetzen? Alles wird unberechenbarer, unvorhersehbarer. Viele, mit denen ich zu tun habe, vor allem die Jüngeren, erleben das als spannend. Aber viele erleben es auch als anstrengender.

Und dort ist es eine ganz wesentliche Aufgabe von uns als PTA, Menschen an dieser Stelle resilienter zu machen. Aber Resilienz allein reicht eben nicht. Man muss auch die Skills vermitteln, die Fähigkeiten entwickeln, um solche Situationen tatsächlich auch situationsangemessen bewältigen zu können. Und es als Erfolg wahrnehmen, diese Herausforderungen zu bewältigen, sich neue Dinge anzueignen und umzusetzen. Aus dem Erfolg heraus sollte man sich dann trauen, weitere Herausforderungen anzunehmen, die es definitiv weiterhin geben wird. Und das sehe ich als die wesentlichen Entwicklungen, die in den nächsten Jahren auf ganz viele Unternehmen und damit auch auf ganz viele Menschen zukommen werden.

Welche Kompetenz(en) brauchen Führungskräfte jetzt?

Gelassenheit und Entscheidungsfreude. Die Fähigkeit zuzuhören, Feedback zu geben und zu nehmen sowie die Fähigkeit, hilfreiche Fragen zu stellen: das, was wir als Vertrauensdreieck bezeichnen. Außerdem Kommunikationsfähigkeit und die Freude an Gestaltung. Die wichtigste Kompetenz ist es zu erkennen, was gerade die Anforderungen der jeweiligen Situationen sind. Und mit der Erkenntnis gilt es dann, genau die Rollen wahrzunehmen, die da jetzt benötigt sind, um die Aufgabe zu bewältigen. Und dazu gehört Gelassenheit, Mut und auch Bereitschaft und Lust zu experimentieren.

Vielleicht ist das etwas, das für alle Führungskräfte gilt. Dass sie eben nicht nur senden, sondern auch zuhören können sollten. Dass sie wahrnehmen, was mit ihren Mitarbeitern los ist. Dass sie erkennen, woran ihre Mitarbeiter hadern, wo sie Schwierigkeiten haben. Und dann eben auch lernen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei zu unterstützen und ihnen Mut machen. Sie sollten aber bei all dem was sie tun, selbst Mut empfinden und Lust haben, mit Dingen zu experimentieren. Sie sollten vorleben und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen, das selbst zu tun. Ich glaube, das ist die wichtigste Aufgabe für Führungskräfte. Sicherlich jetzt und auch in den nächsten Jahren in zunehmendem Maße.

Was wir überhaupt nicht mehr brauchen: Führungskräfte, die etwas andere tun als führen. Da wächst gerade eine große Bereitschaft in Unternehmen, mal genauer hinzusehen, was die Menschen denn da tun, auch die, die das Label Führungskraft tragen. Die Unternehmen gehen zunehmend hin und schauen sich schon beim Einstellungsprozess an: Habe ich hier jemanden, der oder die schon ein Grundtalent zum Führen mitbringt?

Damit meine ich Menschen, die andere überzeugen können, sich in Menschen einfühlen und sie begleiten können. Die Lust darauf haben Menschen zu entwickeln. Das ist für mich der entscheidende Punkt. Die wesentliche Führungsaufgabe in Zukunft ist das Entwickeln: das Entwickeln von Strukturen, von Prozessen und die Auseinandersetzung damit, welche technischen Möglichkeiten es gibt, die man sinnvoll nutzen kann. Diese gilt es dann mit seinen Leuten gemeinsam umzusetzen. Das ist etwas völlig anderes als das, was Führungskräfte üblicherweise heute tun. Insofern findet da tatsächlich gerade eine gewaltige Transformation im Rollenbild von Führung statt. Wir brauchen in Zukunft Führungskräfte, deren Expertise darin besteht gut zu führen.

Welches Buch sollte jede Führungskraft oder jede:r Unternehmer:in gelesen haben?

Das Buch „Schnelles Denken, langsames Denken” von Daniel Kahneman hat mich stark beeinflusst. Das ist für mich nach wie vor eins der wichtigsten Bücher, die Führungskräfte kennen sollten. Es geht darum, wie unser Gehirn funktioniert und welchen Einfluss das auf unsere Entscheidungsprozesse hat. Zum einen habe ich dadurch viel über mein eigenes Verhalten und meine Entscheidungsprozesse gelernt. Zum anderen habe ich festgestellt, dass wenn ich die Grundthesen aus diesem Buch vermittle – zum Beispiel im Rahmen von Coachings – Erklärungsmuster sehr gut genutzt werden können, um Entscheidungen zu verbessern. Deswegen ist es für mich eins der Bücher, das buchstäblich die Welt verändert. Ich bin mir sicher, dass die Menschen, die sich damit auseinandersetzen und die Grundideen vom Kahnemann im Hinterkopf haben, ihre Entscheidungen bewusst und besser treffen – und damit viel Unheil von ihrem Unternehmen und sich selbst abhalten können.

Wenn Du eine berühmte Persönlichkeit treffen könntest, egal ob tot oder lebendig: Wer wäre es und warum?

Ich würde ganz viele Menschen treffen, die meisten von ihnen leben auch nicht mehr. Wenn ich mich entscheiden müsste, mit wem ich am liebsten einen trinken gehen würde, dann mit E.T.A. Hoffmann. E.T.A. Hoffmann ist mein Lieblingsdichter. Er hat zur napoleonischen Zeit gelebt, als Aufklärung und Romantik miteinander gerungen haben. In seinen Büchern geht es immer um das Aufeinanderprallen von Rationalität und Irrationalität. Er findet fantastische Bilder und Beispiele dafür und schreibt unglaublich faszinierend und erhellend. Ich glaube, dass E.T.A. Hoffmann ein Klassiker ist, der die größte Aktualität besitzt für unsere heutige Zeit. Auf der anderen Seite glaube ich, dass es besonders viel Spaß macht, E.T.A. Hoffmann zu lesen. Die Geschichten sind spannend, die kann man sich wunderbar durchlesen. Wenn ich eine Geschichte von ihm empfehlen sollte, dann ist das „Der goldene Topf“, ein phänomenales Buch.

Welcher PTA-Moment ist Dir ganz besonders in Erinnerung?

Was ich nie vergessen werde ist, wie die PTA überhaupt entstanden ist. Das war ein legendäres Ereignis, das 1992 stattgefunden hat. Zu diesem Zeitpunkt haben Christoph Lindinger und ich am Institut für Arbeitswissenschaft in Aachen gearbeitet. Nebenberuflich haben wir an einem Programm teilgenommen, in dem wir Menschen in der ehemaligen DDR beigebracht haben, was moderne Organisations- und Personalentwicklung bedeutet. Wir sind in allen großen Städten in der damaligen DDR gewesen, in Dresden, Leipzig, Neu-Brandenburg, Schwerin und in Halle.

Während dieser Zeit haben Christoph und ich uns in Leipzig getroffen. Damals gab es in der DDR ja kaum vernünftige Restaurants. Wir saßen also als einzige Gäste in einem Restaurant mit knallröten Möbeln, haben das einzige Gericht, das es gab, bestellt und uns dort lange unterhalten. Da ist die Idee entstanden, die PTA zu gründen und wir haben uns überlegt, wie wir die denn umsetzen können. Christoph war zu dieser Zeit gerade dabei, sich zu von seinem Arbeitgeber zu lösen, und seine eigene Firma zu gründen, was er kurz darauf auch gemacht hat. Als wir uns dazu entschieden das gemeinsam zu tun, ist die PTA entstanden. Das war der erste Moment, unvergesslich.

Ich hänge aber nicht nur in der Vergangenheit, die Gegenwart ist mir genauso wichtig. Ich fühle mich im Moment unglaublich wohl in der PTA und glaube, dass es etwas Besonderes ist, was wir da gerade tun. Das Kamera-Training neulich fand ich unglaublich gut. Da waren wir alle lebendig, nah bei uns, nah beieinander und das hat unheimlich viel Spaß gemacht. Da ist so eine ganz besondere Stimmung entstanden, wo ich mir dachte: Das ist eigentlich das, was die PTA ausmacht: die Nähe, die gemeinsame Arbeit, die gemeinsame Entwicklung. Zu erleben, wie jeder über sich hinausgeht und ein Stück mehr aus sich herausholt als vorher eigentlich da war. Das war für mich ganz wunderbar.


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